Am letzten Samstag besuchte ich eine interessante Veranstaltung im Bürgerstübchen. Regisseur Rainer Engel und Schauspielerin Petra Kelling stellten ihren zweiteiligen Dokumentarfilm über die Brecht-Schauspielerin Käthe Reichel vor.
Vor uns lagen 180 Minuten Film-und Zeitgeschichte, die nicht jeder der zahlreichen Besucher an einem Abend ansehen mochte, und so wird denn der 2. Teil am 17. November noch einmal gezeigt. Ich war den Organisatoren dankbar, die für eine angenehme Atmosphäre und auch an labende Erfrischungen gedacht hatten.
Es war ein schöner Abend mit Nachbarn und Freunden aus dem Bürgerverein, der auch Gelegenheit bot, über das Gesehene in der Pause miteinander zu sprechen und manches zu hinterfragen. Viele kannten Käthe Reichel aus ihren zahlreichen Auftritten in Brechtstücken im Berliner Ensemble, Deutschen Theater und aus zahlreichen Filmen. Ihr soziales und politisches Engagement gegen den industriellen Abbau der Treuhandgesellschaft z.B., bei der Partei der Linken, sowie ihre Initiative für den Bau von 100 Häusern in Vietnam waren kaum bekannt. Der Film begleitete die Reichel auf die Politbühnen, an regionale Theater, Kirchenbühnen, nach Vietnam und in ihr Buckower Haus. Am interessantesten war es, wenn ehemalige Weggefährten, Schauspielerinnen aus dem DT und Regisseure, wie Adolf Dresen und Reiner Simon, zu Wort kamen. Sie erzählen im Film mehr über die Kunst und über das private Leben der Reichel, als sie selbst. So ging ich bewegt von den Bildern dieser zurecht verehrten Schauspielerin nach Hause. Ihr Engagement für die Schwachen und wieder Unterdrückten bewunderte ich, insbesondere wie sie als 70ig-Jährige begann ihre eindrucksvolle und vor allem anklagende Stimme und ihre Bekanntheit zur Kritik an den neoliberalen = kapitalistischen Umständen zu nutzen: immer noch ganz im Sinne ihres ersten Lehrers, Bertolt Brecht.
Die Filmemacher hatten diese Diva des ost-deutschen Theaters 13 Jahre lang begleitet und ein nachdenkliches Bild über ihr Leben aufgezeigt.
Es würde mich freuen, wenn diese Filmabende fortgesetzt werden.
Birgit Bendzko 31.10.2018
(Siehe auch: Sensible Annäherung – Petra Kelling und Richard Engel stellten ihre Langzeitdokumentation über Käthe Reichel vor, in: jotw.d. Die Andere aus Marzahn-Hellersdorf, Nr. 11/2018, S. 8)

Die Schöpfer der Filmdokumentation

Käthe Reichel, Foto Ingeborg Dittmann