Eine Tour durch Raum und Zeit 6.9.020
Unsere Stationen:
- Theodor Fliedner Heim
- Feld Parler Str.
- Elsenteich
- Park Gutshof Mahlsdorf
- Berliner Balkon
- Waldowpark
- Alte Pfarrkirche Mahlsdorf / Mahlsdorfer Linde
- Rohrpfuhl
- Pfarrhufen – ein moderner Anger
- Kreuzkirche
- Schleihpfuhl/Schleipfuhlweg
- Wuhlesteg
- Wuhletal Rad-/Wanderweg
- „Holländer-Viertel“ An den Grachten/An der Groen
- Gartenanlage/ Restaurant „Kaulsdorfer Busch“
Ziel dieser Tour war es, einige interessante, aber selbst gestandenen Mahlsdorfern teilweise unbekannte, „Sehenswürdigkeiten“ der Natur und Geschichte in Mahlsdorf zu erkunden, sozusagen eine Tour durch Raum und Zeit.
Schonmal vorab: Es war eine schöne Tour bei viel Sonnenschein und angenehmen Temperaturen.
Los ging es gegen 14 Uhr am Bürgerstübchen.
Die Strecke habe ich so ausgesucht, dass wir Hauptstraßen mieden, auch die langweiligen Fahrradwege des Hultschiner Damms bzw. der Hönower Str. wollte ich vermeiden. Trotzdem sollte es im Wesentlichen eine gut befahrbare Strecke sein – was selbst im beschaulichen Mahlsdorf nicht so einfach ist. Ohne einige Feldwege kommt man dabei nicht aus.
Unsere erste Station war das
Theodor-Fliedner-Heim
Es wurde von Otto Risse im Stil der Heimatschutzarchitektur entworfen und 1936 bis 1937 errichtet (1 Jahr nach der Kreuzkirche s.u.) und sollte, im Gegensatz zu einer Kirche, als Gemeindezentrum auch im Alltag genutzt werden. Später wurde es nach Theodor Fliedner benannt, dem Gründer des ersten Diakonissenhauses. Im 2. Weltkrieg beschädigt, in den 1950er Jahren wiederaufgebaut.
Ursprünglich besaß es 2 Bronzeglocken, die eingeschmolzen u. nach Krieg durch Eisengußglocken ersetzt wurden.
2019 wurden wieder neue Bronzeglocken installiert.
Weiter ging es über das
Feld an der Parler Str.
Bevor dieses Stück Natur nun leider und stadtplanerisch fragwürdig auch zugebaut wird, konnten wir hier noch einmal eine Art Heidelandschaft mit herrlichen blühenden Königskerzen bewundern.
Die nächste Station war nicht weit entfernt:
Der Elsenteich
wird vom Rohrpfuhlgraben durchflossen und dient der Oberflächenentwässerung, Wasserrückhaltung und Wasserreinigung.
Er wird von der Wasserbehörde regelmäßig kontrolliert und gewartet. Der Rohrpfulgraben entwässerte früher den Bereich der Hönower Str. und ist nur noch an 3 Stellen offen zu sehen.
Fast schon auf der Auffahrt zum Berliner Balkon machten wir noch einen kleinen Abstecher zum
Park/Gutshaus Mahlsdorf
1815 erfolgte der Bau des Hauses.
Der Norden diente schon immer als Wirtschaftshof, im Südteil befand sich der Garten.
Der letzte Gutsbesitzer Hermann Schrobsdorff ließ in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts in einen Landschaftspark errichten.
1958/59 war der Abriss einschließlich der Sprengung der Kellergewölbe geplant.
Die Rettung des Gebäudes erfolgte durch Charlotte von Mahlsdorf (Lothar Berfelde) als Gründerzeitmuseum.
1990 Erwerb Gutshaus durch Charlotte, 2001 durch den heute noch aktiven Förderverein-
Der Park blieb eine öffentliche Grünanlage.
Weiter ging es bergauf auf den
Berliner Balkon
die Anstieg aus dem eiszeitlichen Urstromtal zur Barnimer Hochfläche, heute ein bewirtschaftetes Landschaftsschutzgebiet. Der Aussichtspunkt mit der Holzskulptur ermöglcht eine schöne Übersicht über das Siedlungsgebiet Mahlsdorf-Süd und die Kaulsdorfer Seen mit Ausblicken auf die Müggelberge und die Berliner Skyline.
Jetzt nur noch die B1 überqueren am Einkaufszentrum (für mich auch so eine Bausünde) und schon waren wir im
Waldowpark mit Waldowweiher
Der Mahlsdorfer Gutsbauer Gustav Lange ließ diesen Park Anfang des 20. Jh. anlegen.
Er wurde benannt nach Wilhelm von Waldow (1856–1937), einem preußischen Juristen.
Enteignet durch SMAD nach dem 2. Weltkrieg.
Tipp: Richtung S-Kaulsdorf führt die autofreie Hamsterstr. parallel zum Wilhelmsmühlenweg.
Der Weiher wurde 1997 freigelegt und wird bewässert durch Regenwasserableitung des Einkaufszentrums.
Von hier gab es wieder einen Kurzen Abstecher diesmal zur
Alten Pfarrkirche (auch Dorfkirche) Mahlsdorf
Mahlsdorf wurde ab/um 1230 errichtet. Urkundlich wurde es erstmals 1345 erwähnt.
Aber bereits in der 2. Hälfte des 13. Jh. entstand die alte Pfarrkirche, eine sogenannte Chorquadratkirche mit Turm, errichtet im Frühgotik-Baustil.
Die Mauern bestehen aus sorgfältig behauenen Feldsteinquadern.
Der Turm reichte zunächst nur bis zur Traufhöhe des Langhauses.
Ende 15 Jh.: 1593/1594 wured er auf 16,30 m erweitert, die Feldsteine sind nicht mehr so sorgfältig behauen aber noch in Schichten angeordnet-
Der Turmeckquader besteht aus Rüdersdorfer Kalkstein.
Ursprünglich gab es 3 Bronzeglocken: Vaterunser-,Marien-, Gemeindeglocke (klein, mittel,groß),heute ist nur noch nur noch die (mittlere) Marienglocke von 1488 erhalten.
Eine erste Abgabe erfolgte im 1. Weltkrieg, später gab es neue Bronzeglocken, die im 2. Weltkrieg wieder eingeschmolzen wurden, 1954 wurden 2 Ersatz-Gussstahlglocken installiert.
1698 wurde eine eine U-förmige Empore eingebaut. Auf der Turmspitze befindet sich statt eines Kreuzes ein Wetterhahn und eine Turmkugel.
1846 wurde eine Orgel eingebaut, sie stammt ws. aus der Dorfkirche Biesdorf. 1933/1983 Orgel vom Potsdamer Orgelbauer Schuke.
Sehenswert: ein Epitaph aus dem 17 Jh. der Familie Distelmeyer (Kanzler der Mark u. Patronatsherr von Mahlsdorf unter Kurfürst Joachim II)-
Taufbecken aus Kunststein (19 Jh.)
Vor der Kirche steht das Naturdenkmal: Mahlsdorfer Linde aus dem 17 Jh., sie ist mindestens 300Jahre und wurde 1995 gesichert für 8000 DM.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Pfarrkirche_Mahlsdorf
Zurück über den Waldowpark an der Tram-Wendeschleife vorbei, nördlich der Bahngleise gleich nach der Unterquerung am S-Bahnhof geht ein kleiner total „grüner“ Weg vorbei an unsrere nächsten Station, dem
Rohrpfuhl
Die Entwässerung dieses Pfuhls erfolgte früher über den Rohrpfuhlgraben bis zum Elsenteich(der größtenteils nicht mehr existiert) und heute daher über den Regenwasserkanal der Hönower Str. (siehe auch Elsenteich). Das Feuchtgebiet des Pfuhls steht zum Glück ebenfalls unter Landschaftschutz. Der kleine Weg mündet in die Melanchtonstr.
Jetzt hätte eigentlich fast 1 km Kopfsteinpflaster der Florastr. folgen sollen. Zufällig fanden wir aber nach einem kurzen Stück Holperstrecke heraus, dass die Melanchtonstr. betoniert/asphaltiert war – ideal fürs Radeln.
Jetzt war es nicht mehr weit zur
Kreuzkirche Mahlsdorf
Schon die leicht ansteigende Anfahrt auf dem Pfarrhufenanger war ein Erlebnis: ein richtiger Anger in modernisiertem Gewand, am Ende thronend die Kreuzkirche.
Mahlsdorf hatte 1900 etwa1000, 1935 schon 18000 (davon 15000 ev. Christen) Eiwohner. So entstand der Bedarf einer Kirche.
1920 wurde die Streusiedlung Mahsldorf Nord nach Plänen v. Bruno Traut (bekannt durch die Britzer Hufeisensiedlung) gegründet.
1934 bis 1936 wurde die Kreuzkirche von Otto Risse im Stil der Heimatschutzarchitektur errichtet (Heimatschutzarchitektur = Aufleben alter Stile, besonders altmärkischen Siedlerkirchen).
Sie hat ebenfalls eine Schuke-Orgel.
ie 3 Glocken (Festglocke, Kampfglocke, Betglocke) wurden 1942 eingeschmolzen und 1958 durch Eisengussglocken ersetzt.
Ich traf zufällig den Pfarrer der Kreuzkirche, der mir erzählte, dass man zukünftig wieder in allen 3 Mahlsdorfer Kirchen Bronzeglocken haben will. Wer schon einmal eine Bronzeglocke mit einer stählerne vergleichen konnte, kennt den Unterschied im Klang: eine Bronzeglocke klingt satt und weich und hat einen viel längeren Nachhall.
https://www.kirche-mahlsdorf.de/standort/kreuzkirche
Jetzt ein Stück quer Richtung West durch das Siedlungsgebiet auf Nebenstraßen und wir waren am Schleihpfuhlweg der direkt an Hellerdorfer Plattenbauten vorbei führt. Der
Schleihpfuhl
ist ein zu- und abflussloses Eiszeitgewässer zwischen Kaulsdorf-Nord u. Hellersdorf (ca. 5 ha Naturschutzgebiet).
Der Schleihpfuhlweg für Radfahrer und Fußgänger ist so von Bäumen u. Büschen umgeben, dass man die Neubauten gar nicht war nimmt. Er führte uns fast bis an die Hellersdorfer Str. Von dort warenes nur noch ein paar Meter bis zum
Wuhlesteg
280 m lang, der 2017 zur IGA zur Querung des Wuhletals gebaut wurde. Er besteht aus unlackiertem sogennanten Cortenstahl, dessen Rost selbstkonservierend wirkt. Sehen konnten wir hier auch eine andere Attraktion der IGA: die Seilbahn.
(Die IGA war 2017 in den Gärten der Welt, letztere wurden nach 2 Jahren Bauzeit zur 750 Jahrfeier Berlins eröffnet im Mai 1987, die erste Gartenbauasustellung war dann im Herbst 87.)
Über den Wulewanderweg fuhren wir zurück Richtung Süden, wo wir nach Querung der B1 noch durch das
„Holländerviertel“
(An den Grachten/Am Groen) fuhren. Dies ist ein in den letzten Jahren entstandenes kleines, enges aber hübsches Wohnviertel mit Fassaden in holländischem Stil. Erstaunlich, dass man heute in der Lage ist so etwas zu bauen, wenn man sich die anderen neu errichteten 0815 Wohnviertel ansieht. Ebenfalls erstaunlich: das ist gleich bei uns „um die Ecke“, aber es hatte von den Teilnehmern der Radtour noch keiner weiter gesehen…
So, unsere letzte Etappe endete gegen 16:30 Uhr in der Gartenanlage „Kaulsdorfer Busch“ wo wir geschlossen im Biergarten des Vereinslokals bei herrlichem Sonnenschein die 18-km-Fahrt bei einer Erfrischung revü passieren ließen.
dh
Detaillierte Strecke:
Erich-Baron-Weg,Schrobsdorffstr.,Pilsener Str., Wolfsberger Str., Ledeburstr., Goldregenstr., Feldweg über Freifläche, Parler Str.,Margaretenstr., Pfad am Elsenteich, Wege am Berliner Balkon, Überquerung B1, Abstecher zur Dorfkirche (Weg hinter Einkaufszentrum), durch den Waldowpark, Waldowstr., Thorner Str., Neuenhagener Str., Treskowstr., Unterquerung S-Bahn Hönower Str., Weg zur Melanchtonstr., Melanchtonstr., Sudermannstr., Pfarrhufenanger; Kreuzkirche, Pfarrhufenweg, Feldrain, Am Rosenhaag, Ingolstädter Sr., Reißiger Str., Schleiphuhlweg, Grottkauer Str., Wuhlesteg, Wuhlewanderweg, Mosbacher Str., Lassaner Str., Striegauer Str., Miltschiener Str., Kaulsdorfer Busch
Eine KML/KMZ-Datei steht auf Anfrage zur Verfügung.